Wenn du dich mit Handwerk und Technik beschäftigst, wirst du früher oder später über die Begriffe Anreißen und Ankörnen stolpern. Vielleicht hast du dich auch gefragt, was darunter zu verstehen ist. In meinem Ratgeber werde ich dir erklären, um welche Tätigkeiten es sich handelt sowie welche Hilfsmittel oder Werkzeuge du dafür benötigst.
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Das Wichtigste in Kürze
- Anreißen ist das Vorzeichnen von Schnitt- oder Bohrlinien mit einem spitzen Stift oder Anreißnadel – wichtig für genaue Arbeiten.
- Ankörnen erzeugt mit Körner und Hammer einen kleinen Versprung, damit Bohrer bei der Arbeit nicht wegrutscht.
- Diese Techniken sorgen für präzise Bohrlöcher und saubere Schnitte, besonders bei harten Materialien wie Metall oder Hartplaste.
- Wer diese Schritte überspringt, riskiert unscharfe Linien, Wandern des Bohrers und ungenaue Ergebnisse.
- Spezialwerkzeug wie Ober- oder Zentrierkörner erleichtert das Anreißen und sorgt für saubere Vorbohrungen auch in engen Bereichen.
Was ist Anreißen?
Das Anreißen dient wie das Anzeichen dazu, Markierungen wie Maßlinien oder Punkte für Bohrlöcher auf einem Werkstück anzubringen. Oft gibt es als Vorlage eine Werkzeichnung. Im Unterschied zum Anzeichnen, bei dem meistens ein weicher Bleistift oder ein Faserschreiber zum Einsatz kommen, wird beim Anreißen ein Werkzeug verwendet, das härter ist als das Material des Werkstücks. Das heißt, dass beim Anreißen sehr genau gearbeitet werden muss, da sich die Risslinie hinterher nicht mehr korrigieren lässt. Dafür verwischt sie aber auch nicht beim Arbeiten, wie es bei Blei- oder Filzstiftlinien der Fall sein kann.
Meistens kommt das Anreißen bei metallischen Werkstücken zum Einsatz. Aber auch das Anreißen auf Holz ist möglich. Das Anreißen eignet sich aber nicht für alle Materialien. Bei beschichteten Oberflächen, wie zum Beispiel bei lackierten oder verzinkten Blechen, wird durch den Anriss die Schutzschicht beschädigt. Das Metall wird dadurch anfällig gegen Korrosion.
Welche Hilfsmittel werden zum Anreißen benötigt?
Da es beim Anreißen auf höchste Genauigkeit ankommt, kannst du es in der Regel nicht frei Hand bewältigen. Es gibt daher verschiedene Hilfsmittel:
- Anreißlineale (Streichmaß): Zum Anreißen werden in der Regel Lineale aus Stahl oder aus einer Aluminiumlegierung verwendet. Sie werden auch Streichmaße oder Anschlaglineale genannt. Im Unterschied zu Linealen für Büro und Schule sind Anreißlineale mit einem Positionierungsblock ausgestattet, der verschiedene Positionen erlaubt. Du kannst das Lineal dadurch nicht nur im 90-Grad-Winkel anlegen, sondern beispielsweise auch in Winkeln von 135 oder 45 Grad. Außerdem verfügen sie über doppelte Skalen mit Angaben in Zentimetern und Zoll. Du erhältst Streichmaße in verschiedenen Längen.
- Anreißwinkel: Du erhältst sie in verschiedenen Varianten und zum Beispiel unter den Namen Zimmermannswinkel, Kombinationswinkel, Anschlagwinkel, Gehrungswinkel und Universalwinkel. Eine Variante ist der Zentrierwinkel, mit dem du die Mitte einer kreisförmigen oder zylindrischen Fläche ermitteln kannst.
- Anreißschablonen: Zum Anreißen erhältst du im Werkzeughandel verschiedene Schablonen. Sie sind entweder aus Edelstahl oder aus Kunststoff und dienen entweder zum Anreißen von Kurven oder Bohrlöchern oder zum Übertragen von Profilen. Wenn es für dein Vorhaben keine passenden Schablonen gibt, kannst du dir diese Hilfsmittel auch selbst anfertigen.
Welche Werkzeuge werden zum Anreißen benötigt?
- Reißnadeln: Was beim Anzeichnen der Bleistift ist, sind beim Anreißen die Reißnadeln. Es gibt sie in verschiedenen Längen, meistens zwischen 20 bis 30 Zentimeter lang. Außerdem kannst du zwischen unterschiedlichen Ausführungen wählen. Am komfortabelsten sind sicher Anreißnadeln in Form eines Kugelschreibers, bei denen die Markierspitzen ausgewechselt werden können. Einfache Reißnadeln haben meistens zwei Spitzen, von denen unter Umständen eine um 90 Grad gebogen ist. Ein Wechseln der Spitzen ist hier zwar nicht möglich, aber sie können in der Regel an einem Schleifbock nachgeschliffen werden. Für eine komfortablere Handhabung sind manche Reißnadeln mit einem Griffstück versehen.
- Reißzirkel: Der Reißzirkel hat anstelle einer Bleistiftspitze eine Nadel aus Metall. Wie du es dir sicher schon gedacht hast, wird er zum Anreißen von Kreisen verwendet, nachdem der Mittelpunkt des Kreises vorher möglichst durch einen Körner markiert wurde. Dadurch verrutscht der Reißzirkel während des Anreißens nicht. Es gibt unterschiedliche Arten von Reißzirkeln: Der Spitzzirkel gleicht dem herkömmlichen Zirkel. Der Stangenzirkel sieht eher wie ein Messschieber aus, hat aber an den Messschenkeln Spitzen. Mit dem Anreiß-Stangenzirkel sind hohe Messbereiche und damit sehr große Kreise realisierbar.
- Höhenreißer: Hiermit kannst du Risslinien ausführen, die parallel zur Anreißplatte verlaufen. Deshalb wird der Höhenreißer manchmal auch Parallelreißer genannt. Es handelt sich um ein Gerät, das aus einem Standfuß, einem Ständer mit Skala und einer beweglichen Längenskala besteht, Nonius oder Vernier-Skala genannt. Es gibt analoge und digitale Höhenreißer. Beim Anreißen mit dem Höhenreißer ist die Nutzung einer Anreißplatte für präzise Schnitte zu empfehlen.
Wie wird beim Anreißen vorgegangen?
Wie jede handwerkliche Tätigkeit muss auch das Anreißen durchdacht und geplant werden. Zunächst legst du dir das passende Werkzeug sowie eventuelle Hilfsmittel zurecht und legst dein Werkstück auf eine ebene Oberfläche. Handelt es sich zum Beispiel um ein Blech mit Unebenheiten, musst du es vor dem Anreißen glattmachen. Unter Umständen sind beim Anreißen Bearbeitungszugaben zu berücksichtigen, beispielsweise für Umkantungen, Einlagen, Fälze oder Nähte.
Die Risslinie wird immer gezogen und nicht geschoben. Wenn du Kurven anreißen musst, verwendest du am besten eine passende Schablone. Nutzt du als Vorlage eine Werkzeichnung, solltest du die Maße nie direkt von dieser übertragen, sondern nur den Maßstab zugrunde legen. Da sich Papier je nach Luftfeuchtigkeit ausdehnen oder schrumpfen kann, besteht die Gefahr der Ungenauigkeit beim direkten Übertragen. Vermeide unnötige Risslinien, die hinterher nur Verwirrung stiften.
Was ist Ankörnen?
Das Ankörnen, auch Vorkörnen genannt, ist wie das Anreißen ein Arbeitsgang zum Markieren von Werkstücken. Meistens dient es dazu, die Position für ein Bohrloch sichtbar zu machen. Im Unterschied zum Markieren mit einem Stift entsteht beim Ankörnen eine kleine Mulde. Wenn die Spitze eines Bohrers in dieser platziert wird, kann sie nicht verrutschen. Eine Körnung kann aber auch für andere Arbeitsgänge als Hilfe bei der Orientierung dienen. Das Ankörnen ist sowohl auf Metallen als auf Holz möglich. Auch wenn du ein Loch in Fliesen bohren möchtest, kommt das sogenannte Ankörnen zum Einsatz. Allerdings solltest du darauf achten, dass du die Fliese beim Ankörnen nicht zerstörst.
Welche Werkzeuge und Hilfsmittel werden zum Ankörnen benötigt?
Beim Körnen benutzt du ein hartes Eindrückwerkzeug, den Körner. Für eine Markierung setzt du die Spitze des Körners an die gewünschte Stelle. Dann schlägst du mit einem Hammer leicht auf das breite Ende des Körners, wodurch auf dem Werkstück eine Vertiefung entsteht.
Es gibt verschiedene Arten von Körnern:
- einfacher Körner: Dieser besteht in der Regel aus einem Stahlstück und hat eine gehärtete Spitze. Der Schaft ist etwas breiter. Es gibt Körner mit Spitzwinkeln zwischen 30 bis 60 Grad. Diese erleichtern das leicht schräge Ansetzen, das für eine freie Sicht auf den Markierungspunkt nötig ist.
- Zentrierkörner: Als solche werden im Handel Körner mit auswechselbarer Spitze und geschlitzter Zentrierhülse angeboten, die verstellt werden können. Die Zentrierhülse soll ein präzises und gleichmäßiges Ausrichten am Werkstück erlauben.
- Zentrierglocke: Hier wird der herkömmliche Körner durch eine Glocke ergänzt. Dadurch wird das Markieren auf zylinderförmigen Werkstücken erleichtert, denn durch die Glocke zentriert sich die Spitze des Körners wie von selbst.
- Federkörner: Dieser Körner wird auch selbstauslösender oder Automatikkörner genannt. Für die Benutzung ist kein zusätzlicher Hammer notwendig, denn der Druck auf die Spitze erfolgt mittels Federkraft. Da der Schaft die Feder enthält, ist er etwas breiter als bei herkömmlichen Körnern und an seinem Ende befindet sich bei einigen Modellen ein Knauf für die leichtere Handhabung.
Tipp: Manche Handwerker nutzen nach dem Ankörnen einen Zentrierbohrer, damit die Bohrung ganz sicher nicht danebengeht.
FAQ – Häufige Fragen zu Anreißen und Ankörnen
Das Vorbereiten durch Anreißen und Ankörnen ist entscheidend für exaktes Arbeiten – gerade bei Bohr- und Sägearbeiten. Hier findest du fünf Fragen, die diesen Prozess verständlicher machen.
1. Warum nicht einfach frei bohren ohne Markierung oder Körnung?
Ohne Markierung rutscht der Bohrer leicht ab, besonders auf glatten Oberflächen wie Metall oder Kunststoff. Das führt zu schrägen Löchern, beschädigter Fläche oder unpassender Passform. Anreißen und Ankörnen sorgen dafür, dass der Bohrer punktgenau greift.
2. Muss ich auf Holz auch ankörnen?
Beim Holz reicht meist die Anrissmarkierung aus – das Material erlaubt guten Grip für den Bohrer. Bei besonders hartem oder feinkörnigem Holz ist ein leichtes Angkörnen hilfreich, um ein zentriertes Bohrbild zu gewährleisten und Ausrisse zu verhindern.
3. Welche Körnerformen gibt es und welche ist die beste?
Es gibt unterschiedliche Körner: Flachkörner zum Zentrieren parallel zur Oberfläche und Senkkörner für schräge Flächen. Oberkörner erlauben tiefere Zentrierungen. Die Wahl hängt vom Material und dem Winkel der Bohrung ab. Entscheidend ist, dass der Körner stabil eingespannt wird, um einen sauberen Punkt zu hinterlassen.
4. Wie tief sollte ich körnen?
Der Körnversprung muss nur so tief sein, dass der Bohrer stabil sitzt – meist reichen wenige Zehntelmillimeter bis maximal einen Millimeter. Ein zu tiefes Ankörnen kann das Werkstück beschädigen oder Hohlräume erzeugen.
5. Hilft Anreißen auch bei Schnittarbeiten?
Ja, eine markierte Linie hilft beim Sägen ungemein. Wenn du eine feine Säge oder Handkreissäge verwendest, dient der Anriss als optische Führung. In Kombination mit Führungsschiene oder Anschlag verhindert es ein Abdriften und sorgt für präzise Linien.
Abschließender Eindruck – Anreißen & Ankörnen
Die Techniken Anreißen & Ankörnen gehören zu den Grundlagen jedes sauberen und präzisen Handwerksprojekts. Wer Wert auf exakte Bohrungen und gerade Schnitte legt, sollte auf diese vorbereitenden Arbeitsschritte nicht verzichten. Gerade bei glatten oder harten Oberflächen sorgt das Ankörnen dafür, dass der Bohrer nicht verrutscht und das Material nicht beschädigt wird. Das Anreißen hingegen ermöglicht millimetergenaue Ausrichtungen, was sich vor allem bei längeren Schnittverläufen oder beim Übertragen von Maßen bezahlt macht.
Anreißen & Ankörnen sparen nicht nur Zeit bei der späteren Bearbeitung, sondern erhöhen auch die Qualität deiner Arbeit spürbar. Sie sind schnell erledigt, erfordern wenig Werkzeug und machen oft den Unterschied zwischen „ungefähr“ und „passgenau“. Egal ob du Hobbyheimwerker oder Profi bist – wer diese Techniken beherrscht und regelmäßig anwendet, arbeitet effizienter, sauberer und präziser.